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Was soll die Telematikinfrastruktur im folgenden kurz TI für Patienten, Ärzte, Krankenkassen (BMG) bewirken und was wurde in 19 Jahren erreicht?

Das hehre Ziel der TI, in erster Linie soll Geld der Versicherten eingespart und die Prozesse aller Beteiligten zeitlich optimiert werden.
Hierbei hat sich der sogenannte Versichertenkarten Missbrauch nach Meinung der Krankenkassen (BMG) als der wirtschaftlich lukrativste Bereich angeboten.
Dieser Missbrauch soll im folgendem betrachtet werden, da nach 19 Jahren kein weiteres Ergebnis der TI produziert wurde.
Um dies zu untermauern haben die Kassen (BMG) folgende Zahlen dazu seinerzeit angegeben.
Den Kartenmissbrauch bezifferten Sie im Januar 2006 mit zwei Milliarden Euro jährlich.
Berechnet man nun dieses Einsparpotential bis zur wirksamen Einführung im Jahr 2019 des Versicherten Stammdaten Management im folgenden kurz VSDM kommt man auf ein Einsparpotential von 16 mal 2 Milliarden Euro also rund 32 Milliarden EURO welche nun der besseren Behandlung von Patienten zu Verfügung gestanden hätten.
Soweit zu der damaligen Argumentation.

Welche Lösungen stehen zu Verfügung?

Lösung 1
In diesem Bereich wurde schon lange ein Einsparpotential gesehen. Aus diesem Grund wurde bereits ab 2003 eine Liste der ungültigen Versichertenkarten seitens der Kassen ins Leben gerufen.
Diese Liste nannte sich VERAX-Liste. Diese Liste wurde einfach zusammen mit dem jeweiligen Primärsystem der Leistungserbringer in der jeweils aktuellen Fassung ausgeliefert.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/39219/Verax-Liste

Im Jahr 2005 verkündete die Techniker Krankenkasse folgendes.

Erfolgreich gegen Chipkartenbetrug

Die Techniker Krankenkasse (TK) meldet Erfolge im Kampf gegen den Missbrauch von Krankenversichertenkarten: Mithilfe einer neuen Software für Ärzte, der „Verax-Liste“, habe sie im ersten Jahr rund 30 Millionen Euro an Behandlungskosten gespart, schätzt die TK. Das sind etwa 0,22 Prozent der jährlichen Gesamtausgaben dieser gesetzlichen Krankenkasse. In der Verax-Datenbank sind etwa 2 Millionen gesperrte Karten der TK gespeichert.
Rund 100 000 Arzt- und 40 000 Zahnarztpraxen wurden mit der neuen Software ausgestattet. Der Arzt kann damit sofort sehen, wenn eine Chipkarte gesperrt ist – zum Beispiel, weil sie gestohlen gemeldet wurde oder weil der Kunde nach einem Umzug eine neue erhalten hat.
Bislang war es Kassen und Ärzten nicht möglich, ungültige Karten zu erkennen. Die TK ist nun die erste große Kasse, deren Chipkarten die Ärzte online überprüfen können. Weitere Kassen hätten mittlerweile Interesse an der Verax-Liste bekundet, erklärte eine TK-Sprecherin.

Quelle: https://www.test.de/Krankenkasse-Erfolgreich-gegen-Chipkartenbetrug-1314736-0/

Man beachte hierbei folgendes, dieses System zum aussortieren ungültiger  Versichertenkarten basierte noch auf den (technisch) alten Karten und Kartenlesern der Leistungserbringer. Es war auch kein hoch sicherer Konnektor oder spezielles Kartenlesegerät erforderlich.



Lösung 2
Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) hat mit der im Frühjahr 2003 berufenen „Projektgruppe Telematik“ eine Ausschreibung für ein längerfristiges Unterstützungsprojekt zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und des elektronischen Rezeptes (e-Rezept) auf der Basis eines „Card enabled Network“  abgeschlossen. Der Zeitplan sieht eine flächendeckende Einführung ab 2006 vor.

Quelle: https://dserver.bundestag.de/btd/15/049/1504924.pdf

Damit war die VERAX-Liste beerdigt.

Seit 2005 Zahlen die Gesetzlichen Krankenversicherungen für die GEMATIK pro Versicherten 1 Euro pro Jahr.

Quelle: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/12/09/bmg-verordnung-kassen-muessen-mehr-in-den-gematik-topf-zahlen

Es gibt ca 66 Millionen pflichtversicherte für die seit 2005 bis zum Betrachtungszeitpunkt der Wirksamkeit des VSDM im Jahr 2019 demnach  14 Jahre lang Geld an die GEMATIK ging.
Ergibt  ca. 924 Millionen Euro.

Bis Anfang 2013 betrugen nur die internen Ausgaben der Gematik 630 Millionen Euro, inzwischen mehr als 700 Millionen Euro

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gematik#Kostenstruktur

Rechnet man diese Angabe auf das Jahr 2019 hoch so erhält man 1225 Millionen Euro Kosten der GEMATIK. Wohlgemerkt interne Ausgaben.

Welche Kosten von externen Entwicklern und Beratern entstanden sind kann vorerst nicht beziffert werden.

Wir addieren ca 32 Milliarden aufgelaufener Kartenbetrug, Betrag wurde reduziert da die VERAX-Liste auch nicht gleich voll wirksam gewesen wäre, plus 1,2 Milliarden GEMATIK ergibt 33,2 Milliarden

Kosten für die Ausstattung der Leistungserbringer mit der erforderlichen Hardware.
Die Erstausstattung kleiner Praxen für den TI-Anschluss kostete rund 3.000 Euro – für größere Gemeinschaftspraxen mehr.
Gehen wir von 130.000 angeschlossenen Betriebsstätten aus.
Dann hätte die Ausstattung der Praxen mit der Hardware lächerliche 390 Millionen gekostet.
Da die Leistungserbringer aber noch Geld für Softwarelizenzen Ihres Primärsystems und ähnliches
aufbringen mussten ist eher von einem höheren Betrag auszugehen.
Realistisch betrachtet werden es im mittel ca 5600 Euro pro Praxis gewesen sein.

Also weitere 730 Millionen welche wir addieren und kommen nun auf 33,93 Milliarden Euro

Es wurde beschlossen es müssen neue Krankenversicherten Karten mit Bild ausgegeben werden.
Dafür hatten die Krankenkassen für die Einführung der eGK für das Jahr 2009 einen Betrag von rund 655 Millionen Euro eingeplant, mit dem unter anderem Lichtbildbeschaffung und Kartenproduktion finanziert werden sollen.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/65883/Elektronische-Gesundheitskarte-Karte-mit-Gesicht

Der mögliche Vorteil dieser Karte (ändern der Stammdaten durch die Kasse) kam aber bis 2019 nicht zum tragen da vorher kein VSDM möglich, oder vorgeschrieben war. Zwischen 2018 und mindestens 2019 war nur ein einmaliges einlesen einer einzigen eGK pro Quartal vorgesehen.

Für die Versicherten verpflichtend wurde diese  Karte ab 2015.
Das bedeutet zwischen 2009 und 2018 wurden Jährlich ca 26% aller Versichertenkarten weiterhin ausgetauscht.
Die Kosten einer eGK belaufen sich im mittel auf 6,75 Euro dies dürfte mindestens doppelt so teuer sein, wie die alte KVK.

Quelle: https://sebi.org/wp-content/uploads/2006/12/20060731-Gesundheitstelematik.pdf

Geht man nun im schnitt von 70 Millionen gesetzlich Versicherten aus, entstehen bei Erstausgabe der Karte Mehrkosten von ca. 237 Millionen Euro
Wir sind gnädig, und gehen erst von einer erneuten Ausgabe der eGK zwischen 2015 und 2018 aus.
Dann belaufen sich die Mehrkosten jährlich auf 62 Millionen Euro für mindestens 4 Jahre ergibt weitere 247 Millionen Euro.
Damit summieren sich die Mehrkosten der Karte auf mindestens 484 Millionen Euro.

Damit ist aber noch nicht das Ende der Kostenspirale der Karte erreicht. Aktuell neue Karten mit NFC kosten mindestens ca 70 cent pro Karte mehr. Da die Ausgabe erst vor kurzem begonnen hat, rechnen wir diese Mehrkosten nicht mit hinein. Aber die Folgekosten dieser neuen Karte, welche durch unausgereifte Technik der TI in den Arztpraxen entstehen.

So gut wie jedes Mal, wenn diese neuen NFC Karten in der Praxis eingelesen werden, stürzt der komplette Teil der TI innerhalb der Praxis ab. Dies hat einen Neustart aller Komponenten in der Praxis zu Folge. Ein Neustart dauert mindestens 10 Minuten. Gehen wir von ca. 15 Neustarts pro Woche am Anfang eines Quartal in ca. 100.000 Praxen aus dann kommen wir auf einen Zeitverlust von 250.000 Stunden. Gehen wir davon aus damit ist auch nur eine MFA beschäftigt bzw. Arbeitseingeschränkt.  Gehen wir davon aus eine MFA bekommt 28,00 Euro (Vollkosten) dann summiert sich dies seit Anfang 2022 bis heute, also 2 Quartale, auf mindestens 7 Millionen Euro Gehälter welche die Ärzte bezahlen ohne auch nur den geringsten Nutzen zu haben.
Die während  der Ausfallzeit nicht erzielten Einnahmen werden dabei nicht einmal berücksichtigt.

Weiterhin sind die in den Praxen installierten Kartenlesegeräte nicht NFC fähig.
Dies war zwar schon 2018 Bedingung, es gab aber nur einen Hersteller, und dieser konnte diese Anforderung nicht erfüllen.
Was bedeutet jede Praxis benötigt mindestens am Empfang ein neues Kartenlesegerät, welches NFC fähig ist. Also 130.000 mal mindestens 560,00 Euro
Ergibt weitere 73 Millionen Euro Kosten.

Ergibt 32,93 Milliarden plus weitere 500 Millionen auf 33,43 Milliarden.

Nun müssen die Konnektoren getauscht werden was erneut 130.000 mal 2300 Euro Kosten
verursacht. Wir addieren 33,43 Milliarden plus 300 Millionen 33,73 Milliarden.

Damit ist aber keinem länger als bis 2025 geholfen. Denn auch die nun „neuen Konnektoren“ haben zwar ein Zertifikat was länger gültig ist, aber die SMC-K Karten basieren unserer Kenntnis  noch auf der alten Technik. Was bedeutet, mit Beginn des Jahres 2025 verlangt die Bundesnetzagentur aus Sicherheitsgründen längere Schlüssel für die Public-Key-Kryptographie. Und es müssen erneut alle Konnektoren getauscht werden?

Auch die in den seit 2018 ausgelieferten Kartenlesegeräten stecken SMC-KT Karten mit einem nach 5 Jahren ablaufendem Schlüssel.


Fassen wir zusammen:

Um das gleiche wie die VERAX Liste mit der TI zu erreichen, müsste bei den berechneten Beschaffungskosten plus die Verzögerungsschäden, sowie die laufende Pauschalen von über tausend Euro je Praxis – noch einmal rund 150 Millionen Euro jährlich alleine in den Arztpraxen, müsste der Konnektor mindestens die nächsten 20 Jahre ohne Ausfälle funktionieren.
Das gleiche gilt für die sogenannte Zentrale TI (Bertelsmann) dessen Kosten sind hier überhaupt nicht berücksichtigt. Auch die internen Kosten der Krankenkassen, welche sich auch logischerweise an die TI angeschlossen haben sind nicht berücksichtigt. Das gleiche gilt für Apotheken.

Bedeutet erst wenn der Konnektor 20 Jahre ohne weitere Kosten seinen Dienst verrichtet hat,  dürften weitere Kosten durch die TI 2.0 entstehen!

Sonstiger Nutzen der TI? Fehlanzeige!

Sonstige Kosten der TI? ja jede Menge

Durch die eAU und KIM mussten erneut 750 Euro Lizenzen + 1 Kartenlesegerät (560 Euro) pro Behandlungsraum als Minimum Kosten investiert werden.

Dadurch sind, Stand heute weitere 250 Millionen Kosten entstanden. Ohne die laufenden Kosten für z.B. ein KIM Konto, den Arztausweis usw. usw.

Ob die Kostenspirale durch das eRezept erneut angetrieben wird, ist noch nicht klar.

Fest steht für uns beim eRezept wie auch bei der eAU nur eines:
Diese Dinge sind über alle Beteiligten so sperrig zu benutzen (Arbeitgeber), dass es wohl weiterhin beim ausdrucken der Formulare bleiben wird.
Mit anderen Worten hier geht ein mögliches Einsparpotential gegen Null oder durch doppelten Aufwand erneut ins negative.

Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller entstandenen Kosten.
Gehen Sie davon aus, wir haben lediglich die Spitze des Eisbergs dargestellt.

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